LLL „Langläufer leben länger“

23. Februar 2021

Pistenbully im Tiefschnee

Pistenbully im Tiefschnee

Leider galt das in dieser Saison nicht für unseren geliebten Pistenbully PB 060 für unsere Ortschaften Urlau und Herlazhofen. Eigentlich waren wir gut gerüstet und dachten Anfang Januar, dass wenn der erste Schnee fällt, wir einfach mit unserem Pistenbully losfahren dürfen. Das war auch anfänglich so. Die ersten Loipen wurden in Urlau und Herlazhofen gespurt. Bei den tollen Schneeverhältnissen war es sogar denkbar, eine nette kleine Skatingrunde hinter den Herlazhofener Sportanlagen zu walzen. Aufgrund der üppigen Schneeverhältnisse war geplant, Leutkirch Süd entlang des Radweges Herlazhofen – Leutkirch anzufahren. Schon beim Losfahren wurde bemerkt, dass sich die Spurplatte und auch die Loipschlitten nicht mehr mit der Heckhydraulik anheben lassen. Nach genauem Inspizieren stellte sich heraus, dass das komplette hintere Stahlrahmenteil des Pistenbully‘s abgebrochen war.

Hier steckt das Problem

Das Problem ist dann, dass ein Fahren nur mit abgesenkter Spurplatte und Loipschlitten möglich war. Dies ergab massive Probleme beim Manövrieren und bei der Überquerung von Straßen insbesondere durch den mitgeschleppten Schnee. Außerdem war die Gefahr groß, dass die Hydraulikschläuche abreißen. Zum Glück sind wir im Dorf sehr gut mit hilfsbereiten Menschen vernetzt. Ein kurzer Anruf bei unserem Biogas- Landwirt und auch Stadt- und Ortschaftsrat Reinhold Gaile und schon durften wir mit extrem vorsichtiger Fahrt in die große Werkstatt auf dem Biogashof kommen. Zwischenzeitlich war auch schon unser Josef Dorn aus Urlau Missen zu Hilfe geeilt. So demontierten wir den defekten Heckrahmen, mussten die Elektrik in diesem Bereich außer Betrieb setzen und legten die gebrochenen Rahmenteile frei. Es war klar, wir müssen den Heckrahmen neu aufbauen und an manchen Stellen verstärken. Durch die beeindruckende Kompetenz und Möglichkeiten von unserem Reinhold Gaile und sein großes Ersatzteillager an Stahlprofilen, waren wir in der Lage, unser Loipengerät in etlichen ehrenamtlichen Arbeitsstunden wieder flott zu bekommen. Auch sein Vater Anton Gaile tat alles dazu, uns mit seiner Lebenserfahrung wieder positiv zu stimmen!

Reinhold Gaile beim Schweißen

Anton Gaile mit dabei

Dankbar über die Hilfe und frohen Mutes ging es am selben Abend unter traumhaften Bedingungen Richtung Leutkirch. Aufgrund der sehr guten Schneeverhältnisse, versuchten wir eine Loipe ausgehend von den Siedlungen im Süden von Leutkirch auf dem reaktivierten Bahndamm Richtung Urlau zu ziehen. Ein gewisses Risiko war die schmale Brücke in der Höhe von Allmishofen. Aber wir hatten Glück! Mit ca. 5cm Abstand auf jeder Seite zu den Geländern, dirigierten wir unseren instandgesetzten Pistenbully über die Brücke.

Brücke gespurt

Die große Resonanz von Leutkircher Mitbürgern auf diese neue Loipenführung hat uns wirklich gefreut und so motiviert, dass wir sicher gemeinsam mit den Akteuren und Organisatoren der Stadt Leutkirch über diese Streckenvariante nachdenken werden. Glücklich kehrten wir spät am Abend in unser Pistenbully – Depot, nämlich unserem Feuerwehrhaus in Herlazhofen, zurück.

Um unserem Gerät nochmals gute „Energie“ einzuhauchen, wurde von unseren Urlauer Freunden Manfred Heinz und Josef Dorn an dem nachfolgenden verschneiten Samstag ein kompletter Austausch der Öle von Motor und Hydraulik vorgenommen und noch die eine und andere Kleinigkeit instand gesetzt.

Es war Ende Januar und der Schneefall ließ langsam nach. Wieder setzten wir uns in aller Herrgottsfrühe frohen Mutes in den Führerstand unseres Pistenbully’s. Wir kamen nicht weit und schon an der Moorbadstraße am Herlazhofer Dorfausgang, verhielt sich unser Gefährt ungewohnt. Es hatte zwar massenweise Schnee, so dass so eine Fahrt immer ein wenig leistungsaufwändig ist, aber dieses Mal schien es so, dass ein Durchkommen unmöglich war. Ein kritischer Blick aus dem Führerhaus verhieß nichts Gutes! Die linke Kette hing extrem durch und nach genauem Hinschauen war mit Schrecken festzustellen, dass die Vorderachse verbogen war und demnach das vordere linke Führungsrad bzw. Spannrad nicht mehr auf der richtigen Bahn in der Kette lief. In dem tiefen Schnee war es nur möglich, ganz vorsichtig fünf Meter vorwärts dann drei Meter rückwärts usw. und mit immer wieder blockierender linken Kette uns auf die Moorbadstraße zu retten. Das trieb dem Fahrer so manche Schweißperle auf die Stirn und ein Gedanke ließ sich nicht verbannen: „Bloß nicht mitten auf dem Feld bei den extremen Schneeverhältnissen stehen bleiben!“. Denn ein Bergen oder Abschleppen des Pistenbully’s wäre unter den gegebenen Verhältnissen eine nicht zu unterschätzende Herausforderung gewesen. Auf der geräumten Moorbadstraße und ohne großen Leistungseinsatz konnte trotz verbogener Vorderachse und langsamer Geschwindigkeit die Fahrt über die Straße durch unser Dorf zurück ins Feuerwehrhaus fortgesetzt werden. Dank unserem Bruno Ruetz, der die Rückfahrt zu Fuß begleitete, konnte so mancher erstaunte Autofahrer zur Vorsicht gebeten werden.

Nach gemeinsamer Begutachtung unseres neuen Schadens, war uns klar, dass wir unser Gefährt nur mit externer Unterstützung und etlichen Ersatzteilen wieder flott bekommen. Nach Rücksprache mit dem Tourismusbüro Leutkirch, Frau Judith Badstuber und Frau Julia Panzram war sofort klar: „Die Stadt Leutkirch lässt uns nicht im Stich“. Mit diesem Pfund im Rücken zerlegten wir gemeinsam mit der Firma Harscher Agrartechnik aus Urlau und deren kompetenten Mitarbeiter Herrn Anton Herz unser Gerät, um an die defekte Vorderachse zu kommen. Auch dieses Mal war unser Reinhold Gaile wieder spontan und seiner ganzen Erfahrung mit von der Partie. Es stellte sich heraus, dass die Vorderräder nicht mehr ganz frisch sind und die Vulkanisierung der Triebräder auch schon extreme Fehlstellen aufwiesen.

Mit diesem Schadensumfang nahmen wir mit der Herstellerfirma Kässbohrer in Laupheim Kontakt auf. Da unser Gerät nun schon deutlich älter als 40 Jahre ist, waren wir gespannt, wie es mit der Ersatzteilsituation aussieht. Hier ist hervorzuheben, dass die Ansprechpartner von Kässbohrer spontan zur Verfügung standen und sich umgehend um uns gekümmert haben. Keine „blöde“ Frage war denen zu viel! Also wirklich für jeden empfehlenswert, der sich mal einen Pistenbully zulegen möchte 😊. Bis auf die Vorderachse waren im Prinzip alle Ersatzteile verfügbar. Kässbohrer hatte sich bemüht eine andere Vorderachse zu beschaffen, die vielleicht passen könnte. Noch am gleichen Tag erhielten wir das Angebot für unsere Teile. Umgehend ging dieses an das Tourismusbüro und unseren Oberbürgermeister Herrn Henle. Und so wie wir es von den Mitarbeitern des Tourismusbüro und insbesondere auch von unserem Herrn Henle kennen, bekamen wir prompt eine positive Rückantwort.

Also packten wir unsere defekten Teile ins Auto und fuhren am darauffolgenden Tag nach Laupheim zu Kässbohrer. Jedoch stellte sich Ernüchterung ein, da die alternativ angebotene Achse nicht in unseren Pistenbully passte.

Wolfgang Merath von ATE an der Presse

Also musste die ganze Aktion rückgängig gemacht werden. Auch da haben alle Akteure mit großem Verständnis reagiert. Nach kurzer Überlegung mussten wir die Flucht nach vorne antreten, nämlich die Achse selbst instand setzten. Auch wieder mit Unterstützung von Reinhold Gaile zerlegten wir die Vorderachse in alle Einzelteile. Um das Achsrohr wieder gerade zu formen, unterstützte uns die Firma ATE Antriebstechnik und Entwicklungs GmbH & Co. KG mit Wolfgang Merath und Ihrer 100 Tonnen Presse und entsprechenden Aufnahmen. Es ist zu beachten, dass sich das Achsrohr erst mit einer Kraft ab ca. 80 Tonnen (entspricht Gewicht von gut 50 PKW’s!) verformen ließ!

Mit gerade gebogenen Achsrohr ging es zurück nach Herlazhofen und alle Bauteile der Vorderachse wurden neu gefettet, einjustiert und montiert. Reinhold Gaile schweißte noch Verstärkungselemente an die Vorderachse an und seine Lebensgefährtin lackierte das instandgesetzte Teil. Nachdem es so aussah, dass wir die Vorderachse gerettet hatten, ging es nochmals nach Laupheim, um die restlichen Ersatzteile abzuholen.

Ersatzteile

Anton Herz von der Firma Harscher im Einsatz

Noch am selben Tag trafen wir uns mit der Firma Harscher um unser Gerät wieder zusammenzubauen. Auch hier ist hervorzuheben, dass Herr Harscher jede von uns geplante spontane Aktion unterstützte.

Jetzt war es ein Tag vor dem vorhergesagten Wetterumschwung (Regen und Wärme) Anfang Februar. Also nutzen wir nochmals die Chance unseren fast „generalüberholten“ Pistenbully auf den vielen Schnee loszulassen. Und wir konnten es kaum glauben. So gut und ruhig wie das Gerät lief und das noch unter Volllast als Testbedingung, lief es noch nie! Irgendwie waren wir dann alle stolz auf unseren Pistenbully. Jetzt hoffen wir und sind voll motiviert, dass wir bei nächster guter Schneelage wieder traumhafte Loipen in Urlau und Herlazhofen bieten können. Auch so manchen Abstecher an den Süden unserer lebenswerten Stadt Leutkirch werden wir sicher unternehmen.

Das alles war sehr aufregend, spannend und auch (frei)zeitfressend. Deswegen ist auch dieser lange Bericht entstanden, um alle Akteure ein wenig wertzuschätzen und herzlich zu danken! Es ist einfach bewundernswert, wie immer wieder in einem örtlichen Netzwerk fast unmögliche Herausforderungen gelöst werden und zudem dadurch auch mit geringen Kosten viel erreicht werden kann! Um Corona konform zu bleiben, wurde trotz der aufregenden Zeit auf die Abstandsregeln geachtet und falls dies nicht ging, mit einem Mund- / Nasenschutz gearbeitet.

Unser großer Dank geht an:

  • Herrn Oberbürgermeister Henle für die spontane und pragmatisch zugesagte Unterstützung der Stadt
  • Das Tourismusbüro mit Frau Judith Badstuber und Frau Julia Panzram für die gute und prompte Abwicklung bei der Beschaffung der Ersatzteile und die psychische Unterstützung.
  • An die Herren Reinhold Gaile (auch Stadt- und Ortschaftsrat), Josef Dorn und Manfred Heinz für die tatkräftige Unterstützung bei den vielen Schweiß- und Montage-, sowie Servicearbeiten.
  • Die Firma Harscher Agrartechnik mit Herrn Harscher für die Spontanität und mit Herrn Anton Herz für seine außerordentlich sachkundige Arbeit.
  • Die Firma ATE Antriebstechnik und Entwicklungs GmbH & Co. KG mit Herrn Wolfgang Merath für die spontane Unterstützung zu später Abendstunde und den Maschinen und Werkzeugeinsatz.
  • Die Firma Kässbohrer mit der außerordentlich freundlichen und spontanen Unterstützung in Bezug auf Beratung und Ersatzteile!

Euer größter Fan unseres Pistenbully’s

Wolfgang Thaler